T&O Newsletter
Nachhaltigkeit überzeugt auch wirtschaftlich
Nachhaltigkeit überzeugt auch wirtschaftlich
The new normal – können Sie den Begriff noch hören?
„Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel“ soll Charles Darwin gesagt haben. Da ist es also das Normale – der ständige Wandel. Als Berater freut uns das natürlich, denn wir sind Experten für die Transformation – in der Industrie und in der Mobility.
Gerade erleben wir den Wandel live, denn unsere beiden Marken GEPRO und T&O wachsen immer stärker zusammen. In den Projektteams klappt die Zusammenarbeit hervorragend und unsere Kunden freuen sich über noch mehr Power. Und natürlich profitieren unsere neuen Mitarbeiter ebenfalls von unserer breiteren Kompetenz. So langsam wächst auch der für den Kunden unsichtbare Teil in der Administration und IT zusammen. Wir freuen uns an dem, was da gerade entsteht.
Dieses Jahr haben wir auch erstmals den Lean and Green Management Award ausgerichtet und viele spannende Einblicke in die Nachhaltigkeitssysteme der Firmen erhalten. Die Beispiele zeigen, dass sich der Aufwand dafür wirtschaftlich lohnt. Einige erzielen sogar messbare Wettbewerbsvorteile dadurch. Wir freuen uns auf die Veränderungen, die durch Nachhaltigkeit in den Unternehmen entstehen, denn diese helfen den Standort Deutschland zu stärken.
Viel Vergnügen mit unserem aktuellen Newsletter und vielleicht bekommen Sie ein paar technische, organisatorische oder menschliche Impulse für die notwendigen Veränderungen in Ihrem Unternehmen. Sie wissen ja, wo Sie die Experten für diese Transformation finden.
Herzliche Grüße aus München
Alexander Rehn
Process Mining – mehr sehen lernen
Im Sommer ging mit dem Hype um das deutsche „Decacorn“ Celonis auch das Thema Process Mining durch die Presse. Unser Kollege Dr. Markus Klevers kennt die Väter des Process Minings noch als Zimmernachbarn aus seiner Zeit an der RWTH Aachen. Neben Celonis beherrscht auch das Tool „DISCO“ von Fluxicon diese Methodik. GEPRO und T&O haben schon Erfahrung mit beiden Tools. Aus unserer Sicht schließt Process Mining eine wesentliche Lücke zwischen den klassischen statischen Aufnahmen (Wertstrom, Mengengerüst, Kapazitätsprofile) und den immer dynamischeren Anforderungen des Unternehmensumfelds.
Mithilfe von Process Mining kann ein Prozess aus den Rohdaten eines IT-Systems ausgelesen, visualisiert und ausgewertet werden. So wird der tatsächliche Ist-Zustand in einem Zeitintervall dargestellt. Die Methode kann dabei überall angewendet werden, wo es eine Aktivität (z.B. Buchung) mit einer eindeutig zuordenbaren ID (z.B. Auftragsnummern) und einem Zeitstempel der Aktivität (z.B. Buchungsdatum und Uhrzeit) gibt. Sie können sich das Process Mining wie ein Zeitraffer-Video Ihrer Auftragsdaten vorstellen. Von Geisterhand huschen die Aufträge von Buchungspunkt zu Buchungspunkt und stauen sich genauso rätselhaft vor manchen dieser Punkte.
Foto oder Video – beides ist im Prozessmanagement wichtig, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Wertstrom gibt ein sehr gutes Bild (Foto) einer bestimmten Auslastungssituation wieder und gibt einen guten Überblick über die statischen Zusammenhänge zu diesem Zeitpunkt. Dies hilft enorm, um in einer Gruppe ein gemeinsames Verständnis zu haben. Wenn Sie dagegen ein Video (Process Mining) vor sich haben, in dem Sie vor- und zurückspulen können, wird es schwieriger. Wann halten Sie den Film an? Wann schalten Sie auf Zeitlupe um? Ohne Wertstrom ist das kaum zu erkennen. Das Video ist aber umgekehrt auch die einzige Möglichkeit, bestimmte Engpässe erst zu erkennen, die zufällig entstehen und nicht aus dem Wertstrom abzuleiten sind. Also kein entweder/oder, sondern ein gezieltes Miteinander der Methoden Wertstrom und Process Mining.
In unseren Projekten konnten wir schon spannende Erkenntnisse dazu ableiten. Gerade die Visualisierung von Auftragsdurchläufen und deren Stau vor den Engpässen war für viele Führungskräfte ein Aha-Erlebnis. Wenn die meisten Aufträge einigermaßen flüssig durch Unternehmen laufen und es dann immer wieder zu Warteschlangen kommt, dann steigt der Wille, entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Process Mining ist nicht nur etwas für die DAX-Unternehmen, sondern gerade auch für den Mittelstand. Als Standardmethode eingesetzt, hilft es die Datenqualität zu verbessern oder die Anforderungen an ein IT-System deutlich besser zu beschreiben. In Optimierungsprojekten ist die Methode in der Kombination mit dem Wertstrom kaum zu schlagen und bringt die Ursachenanalyse schnell auf den Punkt.
Genauer erklärt dieses Video die Funktionsweise: https://www.youtube.com/watch?v=-KGRsex4JxQ
Lean&Green – Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Das Thema Nachhaltigkeit und Co2-Neutralität gewinnt nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Industrie immer mehr an Bedeutung. Wir als Unternehmensberatung sind uns dieser Verantwortung ebenfalls bewusst und beraten Unternehmen hinsichtlich Planung und Aufbau von Co2-neutralen Produktionsstätten. Viele Unternehmen haben sich bereits intensiv mit den Themen Lean und Nachhaltigkeit befasst und erkannt, dass beide Themen voneinander profitieren können, und somit langfristig den Unternehmenserfolg steigern. Es war beeindruckend zu sehen, welche Lösungen die Teilnehmer am diesjährigen Lean&Green Management Award umgesetzt hatten und wie die Nachhaltigkeit bereits im Tagesgeschäft verankert wurde. Insbesondere der Sonder-Preisträger „Circular Economy“ – die Hammerer Aluminium Industries (HAI) – hat sich aus der CO2 Reduzierung einen Wettbewerbsvorteil erarbeitet. Die im Branchenvergleich überragende Recyclingquote sowie die konsequente Beschaffung der Rohstoffe aus zertifizierten Minen reduziert den CO2-Fußabdruck für die HAI-Kunden deutlich. Das hilft in den Preisverhandlungen mit den Kunden, z.B. aus der Automobilindustrie, deutlich (https://www.youtube.com/watch?v=AgI-y5vT3bY).
Aber auch die anderen Preisträger zeigten Leistungen, die deutlich über die reine CO2- Reduzierung in der Produktion hinausgingen. In vielen Fällen wird Nachhaltigkeit im Sinne der UN-Sustainable Development Goals (SDGs) verstanden und geht damit über das Green hinaus in die Corporate Social Responsibility. Einige Finalisten beteiligen sich dann konsequenterweise auch an den Nachhaltigkeitsinitiativen ihrer Bundesländer.
Die Verbindung der Themen rund um die Nachhaltigkeit mit der Lean-Methodik bringt weitere deutliche wirtschaftliche Vorteile. Die diesjährigen Preisträger Porsche Leipzig GMBH (Automotiv OEM), Siemens (Produzierende Industrie) und Weltbilt/Convortherm (Produzierende Industrie Mittelstand) zeigen, wie mithilfe eines Lean-Systems schnell und konsequent „Green“ im gesamten Unternehmen verankert werden kann. Lean zündet so erst den Nachhaltigkeits-Turbo!
Mit einem Sonderpreis für ihre konsequente jahrelange Lean-Umsetzung wurde das Bosch-Werk in Blaichach ausgezeichnet. Gerade in Verbindung mit der Digitalisierung der Produktion sind hier wirtschaftliche Erfolge erzielt worden, die dann auch noch im Bosch-Werkeverbund skaliert werden konnten.
Mit dem Sonderpreis in der Kategorie „Green Excellence“ ging ein weiterer Preis ins Allgäu. elobau hat Nachhaltigkeit zum obersten Prinzip erkoren und produziert schon seit Jahren CO2-neutral. Im Vergleich zu den anderen Teilnehmern wird aber auch die CO2 Bilanzierung des Gesamtproduktes ständig auf den Prüfstand gestellt und optimiert. Diese ganzheitliche Herangehensweise hat die Jury nachhaltig beeindruckt.
Da coronabedingt im letzten Jahr keine Live-Veranstaltungen möglich waren, freuen wir uns umso mehr, dass dieses Jahr eine persönliche Übergabe der Awards möglich war. Verliehen wurden diese auf der Green Shift Konferenz, die von unserem Partner, der Vogel Communications Group, ausgerichtet wurde. Wir bedanken uns für die gelungene Veranstaltung auf dem Weg in eine Zukunft des Klimaschutzes.
Sieger der jeweiligen Kategorie sind:
Die Sonderpreisträger in den jeweiligen Kategorien sind:
Die Jury:
Wenn auch Sie den ersten oder nächsten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen wollen, dann freuen wir uns auf Ihre Teilnahme am „Lean & Green Management Award 2022“ (https://lean-and-green.de/de/teilnahme-award)
Der T&O Dreiklang – 3 Fragen an unseren Beirat Prof. Dr. Johannes Fottner zum Thema Automatisierung der Logistik
Seit diesem Jahr ist Prof. Dr. Johannes Fottner Teil des T&O Netzwerks. Er studierte Maschinenwesen an der TUM und promoviert dort 2002. Von 2002 bis 2008 hatte er verschiedene Managementfunktionen bei der Schweizer Swisslog Gruppe inne. Im Jahre 2008 übernahm er die Geschäftsführung der Münchner MIAS Group. Im Rahmen des Verkaufs des Unternehmens an die Jungheinrich AG 2015 wurde Johannes Fottner Teil des Managementteams der Jungheinrich Logistiksysteme. 2016 wurde er auf die Professur für Technische Logistik an die TUM berufen. Prof. Fottner ist seit 2015 stellvertretender Vorsitzender der Fachgesellschaft Produktion und Logistik im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und Mitglied im Vorstand des VDI Bezirksvereins München, Ober- und Niederbayern e.V.
Die Forschung am Lehrstuhl von Prof. Fottner fokussiert zahlreiche Schwerpunkte der Technischen Logistik. Beispielhaft dafür stehen die Steuerung und Optimierung von Materialflussprozessen durch innovative Ident-Technologien (RFID), die Weiterentwicklung der Logistikplanung auf Basis digitaler Werkzeuge sowie die Rolle des Menschen in der Logistik. Besonderen Wert legt Prof. Fottner auf den Praxistransfer der wissenschaftlich erarbeiteten Ergebnisse, insbesondere auch an kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Im T&O Beirat gibt er damit wichtige Impulse – gerade zu technologischen Entwicklungen. Wir freuen uns aktuell über die ersten gemeinsamen Projekte.
Technik
Dr. Markus Klevers – T&O Experte für automatisierte Logistik:
Als ich 2015 am Lehrstuhl meinen Doktor gemacht habe, waren viele der Technologien, die wir heute schon in der Praxis erleben, noch nicht serienreif. Wird die technische Innovation weiter so rasant bleiben?
Prof. Dr. Johannes Fottner:
Ich denke schon, dass die technischen Innovationen in den nächsten Jahren so schnell weitergehen. Es handelt sich dabei ja nicht um eine einheitliche Entwicklung. Während AGV (Automated Guided Vehicles) mittlerweile Standard sind und die großen Hersteller wie KION oder Jungheinrich ihre Geräte mittlerweile selbstfahrend anbieten, ist bei der Kommissionierung und dem Picken noch einige Luft nach oben – nicht nur wirtschaftlich. Der Mensch ist einfach noch schneller und geschickter als der Roboter, wenn es darum geht, etwas zielsicher, zuverlässig und schnell aus einer unstrukturierten Kiste zu entnehmen. Dazu gibt es gerade in München einige Startups, die hier ansetzen. Mal sehen wann die Technik so weit ist. Die Nachfrage danach wird auf jeden Fall steigen – nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels. Ähnlich wie beim LKW-Fahrer ist der Automatisierungsdruck riesig, weil sonst die notwendige Anzahl der Pakete nicht mehr gehandelt werden kann.
Organisation
Dr. Markus Klevers:
Sie kennen viele unterschiedliche Lösungen aus Theorie und Praxis. Haben die Unternehmen schon begriffen, welche organisatorischen Möglichkeiten sich aus der Automatisierung ergeben?
Prof. Dr. Johannes Fottner:
Einige Unternehmen haben das schon verstanden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Audi, die das Taktprinzip in ihrer Endmontage deutlich flexibilisieren konnten. Statt in einem festen Takt Arbeitsinhalte (Sonderausstattung) zwanghaft eintakten zu müssen und damit Wartezeiten in Kauf zu nehmen, fährt heute ein AGV das Fahrzeug von einer Zelle zur nächsten. Das Optimierungsprinzip ist dabei die Auslastung der Zelle und nicht nur ein fester Takt. Fairerweise muss man sagen, dass die Automobilisten genügend Ressourcen haben, um solche Systeme zu planen. Das findet man im Mittelstand eher selten.
Viele Unternehmen versuchen aber, die Technik über den 1:1 Ersatz der heutigen manuellen Transporte zu rechnen – das geht häufig schief, weil dafür die Kosten (noch) zu hoch sind. Die Technik-Kosten sind aber in den letzten Jahren deutlich gesunken – auch weil die Serienhersteller mittlerweile verstanden haben ihre Produkte massentauglich zu automatisieren. Damit sinkt die „Hemmschwelle“ für Führungskräfte sich mit der Automatisierung zu beschäftigen. Wirklich rechnen lassen sich dies Lösungen aber meist erst, wenn der Prozess sich durch die Technik verbessert. Das allerdings haben die Wenigsten auf dem Schirm.
Mensch
Dr. Markus Klevers:
Ohne eine entsprechende Automatisierung werden viele Unternehmen nicht in der Lage sein, dass notwendige Mengenwachstum zu bewältigen, weil es schlichtweg kein Personal mehr gibt. Wie sehen das die heutigen Logistik-Verantwortlichen?
Prof. Dr. Johannes Fottner:
In vielen Fällen wird das Thema verdrängt und ausgesessen. Statt „einfachen“ fleißigen Bienen werden zukünftig Mitarbeiter benötigt, die das System überwachen und steuern. Können das alle heutigen Logistik-Mitarbeiter? Aus heutiger Sicht noch nicht. Einige werden sich qualifizieren – und für die anderen wird es schwer. Aber es wird auch weiterhin manuelle Tätigkeiten geben. Wahrscheinlich sogar in ausreichender Zahl, aber da gehen die Ansichten auseinander.
Entscheidender für die Unternehmen wird sein, wie schnell sich die Mitarbeiter in automatisierten Systemen zurechtfinden und sich mit diesen arrangieren. Denn je langsamer die Transformation vonstattengeht, desto mehr profitiert der schnellere Wettbewerber. Aber da kommen ja Gott-sei-Dank die Berater ins Spiel. Im Ernst – die technische Innovation ist eine Frage des Geldes, aber den organisatorischen und persönlichen Wandel zu stemmen ist eine Frage des Überlebens für jedes Unternehmen!
T&O sagt herzlichen Dank und freut sich auf die Zusammenarbeit